Ich bräuchte ihn manchmal so dringend. So dringend, um Klarheit zu bekommen. Um die Situationen zu besprechen und zu ordnen. Ich habe das Gefühl, es entgleitet mir. Oder ist schon lange entglitten und braucht Ordnung. Ordnung, die ich allein nicht herstellen kann, weil ich mich entweder nur im Kreis drehe oder die Augen geschlossen habe.
Es würde helfen, über Herr V.’s Fragen nachzudenken. Das hat es immer. Auch dann, wenn ich keine Antwort wusste und auf einige Dinge heute wahrscheinlich immer noch keine Antwort habe. Einige Fragen haben aber zu Lösungen geführt. Das war gut. Und bei ihm wäre genau der richtige Ort dafür gewesen. Bei all der Empathie, die er hatte. Da hätten alle Überlegungen ihren Platz gehabt, auch wenn man sie besser nicht ausspricht. Ich hätte sie aussprechen können. Oder aufschreiben.
Er fehlt also. Auch wenn es etwas wäre, mit dem ich inzwischen allein klar kommen müsste. Aber egal, wie sehr ich versuche, mir diese Fragen selbst zu stellen, es funktioniert nicht. Nicht so, wie bei ihm. Ich brauche ihn. Ich brauche ihn als Taschentherapeut.
Es gab nur einen Herrn V.
Aber es gibt viele Menschen, die gute Fragen gut stellen können.
Manche trifft man einfach so irgendwo – zufällig. Und sie wissen nicht mal, wie viel ihre einfach so dahingefragte Frage auslöst.
Zu anderen geht man hin, weil sie das gemeinsame Lösungen finden zu ihrem Beruf gemacht haben.
So oder so: Allein klar kommen zu müssen ist immer nur ein untauglicher Ersatz für einen Menschen, der dich im persönlichen Kontakt weiterbringt.
Vielleicht ist es Zeit, Herrn V. der Tasche voller Erinnerungen zu überlassen und neuen Fragestellern eine Chance zu geben…